Wie viel ist Qualität in der OJA wert?
Offene Jugendarbeit in Österreich ist – wie auch andere Bereiche der Sozialen Arbeit – gefragt, sich mit den Themen Qualität und Wirkungsmessung zu beschäftigen.
„Zu den maßgeblichen Fundamenten der Jugendarbeit gehört ihre fachwissenschaftliche Grundlegung in empirischen Daten und Fakten. Die Produktion von Empirie erfolgt jedoch unter Umständen, die durchzogen sind von Interessen, Macht-und Regierungslogiken“, so Prof. Werner Lindner in seinem Eröffnungsvortrag. So sei es die aktuelle Herausforderung seitens der Offenen Jugendarbeit eine aktive Datenpolitik zu betreiben.
Neben Fragen der Qualifizierung von Beschäftigten ging es in 16 unterschiedlichen Themenblöcken um Arbeitsmethoden und inhaltliche Schwerpunkte Offener Jugendarbeit, sowie um strategische Ansprüche, Nahtstellenarbeit und die Erfahrungen mit Evaluation und Wirkungsmessung.
Außerdem wurde ein Schwerpunkt auf Offene Jugendarbeit im europäischen Kontext und aktuelle Entwicklungen gelegt. Pauline Grace, Lehrbeauftragte für Jugendarbeit an der Universität Birmingham, wies in ihrem Beitrag darauf hin, dass professionelle Offenen Jugendarbeit anstreben sollte transformativ zu wirken und in erster Linie auf demokratische Bildungsprozesse gemeinsam mit den Jugendlichen, die sie erreicht, zu setzen.
Der Leiter des Kompetenzzentrums Jugend im Bundesministerium für Familien und Jugend, Robert Lender, wies auf die besondere Chance der Sichtbarmachung Offener Jugendarbeit im Jahr 2016 hin, das vom BMFJ als Jahr der Jugendarbeit ausgerufen wird und beleuchtete den Begriff des Nutzens der OJA auch in Bezug auf die Erschließung neuer Handlungsfelder aus verschiedenen Perspektiven.
Auch Nahtstellenarbeit der OJA zum Handlungsfeld der Kinder- und Jugendhilfe sowie zu anderen angrenzenden Handlungsfeldern und Angeboten stand im Fokus. Dr. Hemma Mayrhofer, wissenschaftliche Koordinatorin am Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie Wien, beleuchtete in ihrem Vortrag die Fallstricke in der Vermittlung junger Menschen an höherschwellige Einrichtungen und Dienste. Enge Kooperationen könnten zwar Übergänge erleichtern, dabei müsse aber sichergestellt werden, dass die spezielle Qualität niederschwelligen Arbeitens in der OJA nicht verändert werde, man sich dadurch also nicht ungewollt Höherschwelligkeit einhandle.
Die bundesweite Fachtagung der Offenen Jugendarbeit hat heuer mit 260 TeilnehmerInnen einen BesucherInnenrekord erreicht und ist mittlerweile zu einem Fixpunkt der Vernetzung und des Austauschs der Offenen Jugendarbeit geworden. Wir freuen uns schon auf die nächste Tagung 2016 in Kärnten!